Beinvenensono

Täglich stellen sich in unserem Notfallzentrum Patienten mit Beinschmerzen beziehungsweise dem Verdacht auf eine Beinvenenthrombose vor. Die Aussagekraft der klinischen Untersuchungsbefunde ist leider schlecht (asymmetrische Schwellung ≥ 2 cm (LR = 2,1), oberflächliche Venenstauung (LR = 1,6), Schwellung des gesamten Beindes (LR = 1,5) und Überwärmung (LR = 1,4)). Klar – Well’s-Score bzw. Geneva-Score mit/ohne D-Dimer kann weiter helfen – bei nicht hoher Wahrscheinlichkeit und negativen D-Dimeren ist keine weitere Diagnostik erforderlich.
Jedoch sollte jeder Notfallmediziner eine Kompressionssonografie der Beinvenen durchführen können.
Grundsätzlich gibt es 2 Optionen der Untersuchung:

  1. Vollständige Kompressionssonografie des gesamten Beines
  2. Untersuchung nur der Venen der Leiste und der Kniekehle (2-Punkt-Methode)

Die vollständige Kompressionssonografie dauert natürlich länger jedoch ist keine Nachuntersuchung notwendig und weitere Pathologien (Einblutungen, Bakerzyste, Muskelfaserriss u.v.a.) können erkannt werden. Dennoch favorisiere ich auch aus Zeitgründen die 2-Punkt-Methode. Nachteil ist jedoch die Erfordernis eine Nachuntersuchung (entweder vollständige Untersuchung beim Angiologen oder erneute Untersuchung nach der 2-Punkt-Methode nach 4-7 Tagen). Beide Vorgehensweisen sind gleichwertig.

  1. Ich beginne bei liegendem Patienten an der Leiste die V. femoralis communis mit dem Linearschallkopf und dem Preset Beinvenen zu schallen.
    Vorgehen: Vene +/- Arterie darstellen ->Druck/Kompression auf den Schallkopf ->Totalkollaps der Vene? Ja, das Lumen ist komplett kollabiert/echofrei -> keine Thrombose an dieser Stelle!
    TIPP: durch den Farbdoppler kann die Arterie gut von der Vene unterschieden werden.
  2. Schallkopf weiter distal bis zur Crosse – hier mündet die V. saphena magna in die V. femoralis communis – Kompression wie unter 1.
  3. nun noch weiter distal ca. alle 2 cm komprimieren bis zur Bifurkation V. femoralis superficialis/profunda – Vorgehen wie unter 1.
  4. danach Untersuchung der Kniekehle, hier sehe ich die V. und A. poplitea, sowie die Einmündung der V. saphena parva – Kompression.

Schon ist die 2-Punkt-Methode fertig.
Erweiternd kann ich am Oberschenkel die V. femoralis superficialis alle 1 bis 2 cm von der Leiste bis in den Adduktorenkanal komprimiert werden – dies erfordert jedoch neben einer ausreichenden Kompression auch einen Gegendruck der anderen Hand.

Ich würde dennoch bei negativem Kompressionssono und weiterhin hohem Verdacht einer Thrombose bei niedrigem Blutungsrisiko eine Vollantikoagulation bis zur Nachuntersuchung (dann beim Angiologen) beginnen.